Observatorien
Astrophysik ist eine beobachtungsbasierte Disziplin. Dabei werden die Daten meist mit Hilfe internationaler Großobservatorien gewonnen. Die aktive Beteiligung der Potsdamer Einrichtungen an den heute leistungsstärksten bodengebundenen und weltraumgestützten Observatorien garantiert einerseits das Know-How im Hause und ermöglicht oft auch einen privilegierten Zugang zu den Instrumenten für die eigenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dazu zählen beispielsweise auch das Very Large Telescope (VLT) und zukünftige European Extremely Large Telescope (E-ELT) der Europäischen Südsternwarte (ESO). Kleinere Teleskope in Potsdam werden primär für die Studierendenausbildung und für Instrumententests genutzt.
Technologieentwicklung und Instrumentenbau
Die Einrichtungen im Netzwerk sind von der Phase der Konzeptstudie über Entwicklung und Design bis hin zu Bau, Implementierung und Betrieb in eine Vielzahl von internationalen Teleskopprojekten und weiteren Großgeräten involviert.
Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) hat dafür einen eigenen Entwicklungsbereich für Forschungstechnologie und -infrastruktur etabliert. Zur technischen Ausstattung zählen unter anderem Werkstätten, Integrationshallen, Labore, eine Kältekammer und ein Teleskopsimulator. Die Entwicklungsabteilung des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (DESY) am Standort Zeuthen trägt wesentliche Projektbeiträge zum IceCube-Detektor am Südpol, dem Gammastrahlen-Observatorium CTA in Chile und dem UV-Satelliten ULTRASAT bei. An der Universität Potsdam können Studierende über Laborpraktika einen ersten Einblick in astronomische Hardware bekommen. Das gemeinsame Zentrum für Innovationskompetenz (innoFSPEC) der Universität Potsdam und des AIP erforscht neue Technologien auf dem Gebiet der faseroptischen Spektroskopie und Sensorik.
Computing
Beobachtung mit modernen astronomischen Instrumenten sowie Simulationen der numerischen Astrophysik erzeugen enorme Datenmengen („Big Data“), die entsprechende Computer-Ressourcen erfordern. Potsdamer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen Simulationen beispielsweise in der Kosmologie, Sternphysik oder Magnetohydrodynamik auf verschiedenen Rechner-Clustern der Top500 Supercomputer durch.
Die Entwicklung von Simulationscodes und die Datenanalyse in allen Bereichen der Astrophysik, Astroteilchenphysik und Gravitationsphysik erfordern zudem erhebliche lokale Computer-Ressourcen. Das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut / AEI) betreibt seit seinem Bestehen Hochleistungsrechner. Auch das AIP stellt mehrere Computing-Cluster und einen großen Datenserver bereit. DESY betreibt große Rechen- und Speichersysteme, mit denen Simulationen und Analysen in der theoretischen Astroteilchenphysik und Experimenten wie CTA umgesetzt werden.
Astrophysikalische Forschung ist stark international geprägt und astronomische Datenstrukturen sind höchst vielfältig. Die Daten für große internationale Kollaborationen nutzbar zu machen und langfristig zu archivieren, ist eine zunehmende Herausforderung. Dazu werden in der E-Science-Abteilung des AIP neue IT-Werkzeuge und optimierte Datenbanken speziell für internationale, astronomische Konsortialprojekte entwickelt und Datenbanken für diverse internationale Observatorien gehostet. So ist Potsdam eines von zwei Datenzentren des „German Astrophysical Virtual Observatory“.
Forschungsgelände und Campus
Die vier Einrichtungen im Netzwerk verteilen sich geographisch auf mehrere Standorte in Potsdam - den Universitätscampus Golm, den Potsdam Science Park und den Forschungscampus Babelsberg (Gelände der ehemaligen Babelsberger Sternwarte) - sowie einen Campus in Zeuthen. DESY-Arbeitsgruppen forschen und arbeiten dabei nicht nur am Standort Zeuthen, sondern teilweise auch auf dem Universitätscampus in Potsdam. Der zum AIP gehörige historische Große Refraktor sowie das Sonnenobservatorium Einsteinturm stehen auf dem Gelände des ehemaligen Astrophysikalischen Observatoriums auf dem Potsdamer Telegrafenberg.
Das studentische Leben findet vor allem rund um den Universitäts-Campus statt. Für Veranstaltungen, studentische Jobs oder komplette Abschlussarbeiten bewegen sich Studierende aber auch in den außeruniversitären Instituten. Alle Einrichtungen verfügen über moderne Büro- und Technologiegebäude, Seminarräume und Hörsäle. Vorlesungen, Praktika und Übungen finden in der Regel an der Universität statt.
Die Astrophysik hat eine langjährige Tradition in Potsdam und in der Region. So verwaltet die Bibliothek am AIP neben einem gängigen, modernen Buchbestand und digitalen Zugängen zu den modernen Fachzeitschriften auch ein beträchtliches wissenschaftshistorisches Erbe mit Büchern, Photoplatten und Instrumenten aus den Archiven seiner Vorgänger-Einrichtungen, der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam.
Zentrale Einrichtungen und Services
Die wissenschaftlichen Einrichtungen in Potsdam sind auch in ihren Services eng vernetzt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der außeruniversitären Einrichtungen haben besonderen Zugang zu universitären Angeboten und zentralen Einrichtungen, wie dem Hochschulsport, den Bibliotheken, Mensen und weiteren Service-Angeboten der Universität Potsdam. So betreut das Welcome Center internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nach Potsdam übersiedeln. Es bietet nicht nur bei den administrativen Behördengängen Hilfestellung, sondern vernetzt die Incoming Scientists auch untereinander und mit Forschenden vor Ort. Mit dem Career Service für Studierende, der Potsdam Graduate School für Promovierende und Postdocs und dem Dual Career Service bietet die Universität Potsdam Beratungs- und Förderangebote der Universität für Wissenschaftler aller Karrierephasen. Einrichtungen für Kinderbetreuung und das Koordinationsbüro für Chancengleichheit tragen zur Familienfreundlichkeit bei.
Die Potsdam Graduate School, die Stiftung pearls - Potsdam Research Network, die UP Transfer GmbH und der Verein proWissen bieten Potsdamer Forschenden verschiedenster Karrierestufen Services im Bereich Professional Skills, Standortmarketing, Technologietransfer und Öffentlichkeitsarbeit.